Berlin / Düsseldorf / Frankfurt am Main, 8. Oktober 2025

Global Plastics Flow 2023: Fortschritte bei Recycling und Abfallmanagement sichtbar – doch Handlungsdruck bei Umwelteinträgen bleibt hoch

Die aktuelle Studie „Global Plastics Flow 2023“ – durchgeführt von Conversio Market & Strategy – zeigt, dass weltweit das Bewusstsein und die Initiativen für die umweltgerechte Behandlung von Kunststoffabfällen sowie für deren Kreislaufwirtschaft steigen, die Fortschritte aber noch nicht in zufriedenstellender Relation zur steigenden Kunststoffproduktion stehen.

Die Analyse zeigt klar: Plastikabfall ist ein globales Problem, doch die Ursachen und Herausforderungen unterscheiden sich je nach Region erheblich. Investitionen in Abfall- und Recyclinginfrastruktur sowie eine konsequent ausgeweitete Herstellerverantwortung (EPR-Systeme) sind entscheidend, um die weltweite Fehlleitung von Kunststoffabfällen wirksam zu reduzieren und Kreislaufwirtschaft auszubauen.

„Wir sind zuversichtlich, dass die Herausforderungen beim Abfallmanagement erkannt wurden und in vielen Teilen der Welt engagiert und koordiniert angegangen werden. Gleichzeitig können wir nicht zufrieden sein mit der Dynamik von Recycling und Abfallbehandlung im Vergleich zur Kunststoffneuproduktion“, so die Initiatoren der Studie BKV, GKV, VDMA, Wir sind Kunststoff und Messe Düsseldorf.

Ergebnisse und globale Trends: Abfall wird zunehmend umweltgerecht entsorgt

Im Jahr 2023 wurden weltweit 414 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert, während rund 300 Millionen Tonnen als Abfall entstanden. Treiber dieser Entwicklung sind das dynamische Wirtschaftswachstum in Asien, steigende Einkommen, Bevölkerungszuwachs und eine beschleunigte Industrialisierung – insbesondere in Teilen Chinas.

Erfreulich ist: 71% des Plastikabfalls werden mittlerweile weltweit umweltgerecht behandelt. (2018: 68%). Der Anteil von „mismanaged plastic waste“ ist mit 29% jedoch weiterhin besorgniserregend hoch, die Menge an unsachgemäß entsorgten Kunststoffabfällen wächst mit 1,9% gleichwohl langsamer als die Gesamtabfallmenge, was auf eine allmähliche Verbesserung hindeutet. Problematisch bleibt die Situation in Ländern mit schwacher Infrastruktur für Abfallmanagement, darunter zahlreiche Regionen in Afrika und Asien.

Umweltgerecht entsorgter Abfall verzeichnete mit 4,6% das dynamischste Wachstum, was zeigt, dass die Abfallbehandlung aufholt und sich verbessert. Haupttreiber für diese Entwicklung sind die steigenden Kapazitäten für die energetische Verwertung in Asien.

Der für das Recycling gesammelte Kunststoffabfall stieg um 3,0% und signalisiert damit stetige Fortschritte, wenn auch langsamer als das Wachstum der gesamten Abfallmengen.

  • „Trotz der ernüchternden globalen Zahlen zeigt die Global Plastics Flow-Studie vor allem auch ermutigende wirksame Hebel für eine verbessertes Abfallmanagement auf. Durch das Zusammenspiel verschiedener Instrumente kann eine nachhaltige Transformation erreicht werden“, so die Studien-Initiatoren. „Der erweiterten Herstellerverantwortung kommt dabei eine besonders effektive Rolle zu. Übernehmen Hersteller finanziell und organisatorisch die Verantwortung für die Nach-Nutzen-Phase bewirkt dies langfristig einen Umschwung zu einem geschlossenen und nachhaltigen Kunststoff-Stoffstrom mit mehr Recycling und weniger Einträgen in die Umwelt.“

Die Zahlen belegen: Anstrengungen lohnen sich

  • Am Beispiel der folgenden drei Länder/Regionen können die positiven Veränderungen anhand konkreter Zahlen nachvollzogen werden:
  • EU 27+3: Der Kunststoffabfall ist von 2018 bis 2023 jährlich um durchschnittlich 2,1% gewachsen. Der Abfall, der ordnungsgemäß entsorgt wurde, stieg im gleichen Verhältnis (2,2%). Allerdings ist der Abfall, der für das Recycling gesammelt wurde, sogar um durchschnittlich 5,9% pro Jahr gestiegen, die Abfalleinträge in die Umwelt sind um 0,6% zurückgegangen.
  • Kolumbien: In Kolumbien ist der Kunststoffabfall um 1,7% gewachsen. Der ordnungsgemäß entsorgte Abfall stieg um durchschnittlich 5,0% pro Jahr und die Menge für das Recycling sogar um 24,6%. Abfalleinträge in die Umwelt gingen um 6,5% zurück.
  • China: Jährlich stieg die Meng des Kunststoffabfalls um durchschnittlich 3,5%. Die Abfallmenge, die ordnungsgemäß entsorgt wurde, wuchs um 8,3% und die für das Recycling vorgesehene um5,9 %. Die Abfalleinträge in die Umwelt sanken in China sogar um 9,7%.
  • „Diese Erfolge dienen als Beispiel und Ansporn, umweltgerechte Kunststoff-Kreisläufe mit Nachdruck voranzutreiben“, so die Studieninitiatoren. „Ein klares Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft zeigt Wirkung und muss auch auf globaler Ebene geschehen. Darum ist ein weltweites Kunststoffabkommen auch so wichtig.“

Zentrale Kennzahlen zu Stoffströmen im Jahr 2018 und 2023

Die umfangreiche Studie liefert wichtige Zahlen zur weltweiten Produktion von Kunststoffen, zu deren Kreislaufführung sowie auch zum Grad der geordneten Entsorgung und Behandlung. Auf globaler Ebene ergeben sich die folgenden Kernergebnisse im Vergleich zur Studie 2018:

  • Produktion: Weltweit werden 414 Millionen Tonnen Kunststoff hergestellt (2018: 370 Millionen Tonnen).
  • Verarbeitung: Zu den 377 Millionen Tonnen (überwiegend fossil-based) Neuware kommen weitere 37 Millionen Tonnen Rezyklat, mithin werden insgesamt 414 Millionen Tonnen Kunststoffe jährlich verarbeitet (2018: 370 Millionen Tonnen).
  • Post-Consumer-Abfälle: Aus der Summe der gebrauchten Kunststoffgüter entstehen rund 300 Millionen Tonnen verbrauchernahe Kunststoffabfälle pro Jahr. (2018: 250 Millionen Tonnen)
  • Abfallmanagement: Davon werden 213 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle einem Abfallmanagement zugeführt. (2018: 171 Millionen Tonnen)
  • Abfalleinträge in die Umwelt: 87 Millionen Tonnen (= 29%) Kunststoffabfälle werden unsachgemäß entsorgt, beispielsweise auf wilden Deponien oder achtlos weggeworfen (2018: 79 Millionen Tonnen, = 32%)

Die Studie kann über die Homepage der BKV GmbH bezogen werden.

Der GKV ist die Spitzenorganisation der deutschen Kunststoff verarbeitenden Industrie. Als Dachverband bündelt und vertritt er die gemeinsamen Interessen seiner Trägerverbände und agiert dabei als Sprachrohr gegenüber Politik und Öffentlichkeit.

Die Kunststoff verarbeitende Industrie ist mit einem Jahresumsatz von 69,4 Mrd. € und 312.879 Beschäftigten in 2.985 Betrieben einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland.

Die vorwiegend mittelständisch geprägte Branche zeichnet sich durch hohe Innovationskraft und eine vielfältige Produktpalette aus. Kunststoffe werden zu Verpackungen, Baubedarfsartikeln, technischen Teilen, Halbzeugen, Konsumwaren und vielen anderen Produkten verarbeitet.

Pressekontakt

Ansprechpartner:
Sylvia Maria Zerling
Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V.
Tel.: +49 (0) 30 3971 2230
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